Bundesrepublik Deutschland, 1996 – Friedrich von Bodelschwingh 1877-1946 –…
Bundesrepublik Deutschland – 1996 – Friedrich von Bodelschwingh 1877-1946 – 100 Pf
Scan / Informationen zu: Briefmarke der BRD von 1996 zu Ehren von Friedrich von Bodelschwingh (1877-1946) in Schwarz und Rot, Nennwert 100 Pf.
Zusammenfassung:
Gebiet/Herausgeber: Bundesrepublik Deutschland
Nennwert: 100 Pf
Erschienen: 1996
Grundfarbe: Schwarz/Rot
MiNr.: 1835
CW-Nr. und Link: 352313
Drucktechnik: Offsetdruck
Motiv: Friedrich von Bodelschwingh (1877-1946)
Schlagworte: BRD, Bundesrepublik Deutschland, Personen, Persönlichkeiten, schwarz, rot, 1996, Offsetdruck
Zustand: gebraucht, gestempelt, gut
Stempel: im oberen Teil der Marke platziert – vom 8.10.96 – Briefzentrum 49 (also Bereich Osnabrück)
Auflage: 55.000.000
Besonderheiten: Klassische ‚Gedenk‘-Marke mit relativ einfachem Zeichnungsmotiv, für mich keine größeren Besonderheiten.
Beschreibung:
Scan einer Briefmarke von 1996, herausgegeben in der Bundesrepublik Deutschland, das Thema: „Friedrich von Bodelschwingh 1877-1946“ in gebrauchtem , gestempeltem Zustand. Die Marke ist im quadratischen Format und in Schwarz (mit rotem Nennwert 100, unten leicht nach links versetzt aufgedruckt) gehalten. Das zentrale Motiv ist eine Zeichnung von Friedrich von Bodelschwingh, links des Porträts ist der Name und die Lebensdaten des Theologen aufgedruckt. Links unten: Das kreuzförmige Symbol der von ihm ins Leben gerufenen Stiftung Bethel. Rechts unten aufgedruckt, neben dem Nennwert, ‚Deutschland‘. Der Stempel ist im oberen Teil der Marke platziert und ist vom 8.10.96 – Briefzentrum 49 (also Bereich Osnabrück).
Wissenswertes:
- Zur Person von Bodelschwinghs (Zusammengefasst aus Wikipedia):
- Friedrich von Bodelschwingh [auch: der Jüngere] (* 14. August 1877 in Gadderbaum, heute Bielefeld; † 4. Januar 1946 ebenda) war ein deutscher evangelischer Theologe.
- Friedrich von Bodelschwingh aus dem Adelsgeschlecht Bodelschwingh trat nach dem Studium der Evangelischen Theologie, wie seine beiden älteren Brüder, in die 1867 gegründete und 1872 vom Vater Friedrich von Bodelschwingh übernommenen Von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel – heute v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel [siehe unten]– ein, deren Leitung er 1910 übernahm.
- Wirken zur Zeit des Nationalsozialismus [ungekürzt aus Wikipedia – wichtig und aufschlussreich]: „Bodelschwinghs Haltung zu eugenischen Sterilisationen war ambivalent. Dem Gedankengut der Erbhygieniker verschloss er sich anfangs nicht. In einer Rede am 29. Januar 1929 zum Thema „Lebensunwertes Leben?“ setzte er sich im Stil der zeitgenössischen Diskussion mit der „katastrophale(n) Entwicklung“ durch „die wachsende Anzahl der Schwachen an Körper und Geist, der Minderwertigen“ und der damaligen Diskussion um „Ausmerzung der Minderwertigen“, „lebensunwert“ oder „minderwertig“ auseinander. Er zeigte auch die Möglichkeiten auf, diese „Bedrohung“ abzuwenden, einerseits die Sterilisation, andererseits die Euthanasie. In einem Vortrag auf der evangelischen Fachkonferenz für Eugenik, in der es um eugenische Sterilisationen ging, sagte er am 19. Mai 1931: „Ich würde den Mut haben, vorausgesetzt, dass alle Bedingungen gegeben und Schranken gezogen sind, hier im Gehorsam gegen Gott die Eliminierung an anderen Leibern zu vollziehen, wenn ich für diesen Leib verantwortlich bin“. Bodelschwingh stand treu zum NS-Staat und verfasste am 29. März 1936 sogar aus eigenem Antrieb einen Aufruf zu den Reichstagswahlen. Zusätzlich leistete er am 21. Juli 1938 den Treueid auf Hitler – für einen Pfarrer, der nicht den Deutschen Christen angehörte, ein nicht unbedingt üblicher Schritt. Als die Eingriffe des Staates in die Kirchenpolitik zunahmen und die rassenpolitischen Ziele der Nationalsozialisten deutlicher wurden, wuchs bei Bodelschwingh in den folgenden Jahren die Distanz zum Nationalsozialismus immer mehr.
In Bethel wurden von etwa 3.000 behinderten Bewohnern 1.700 zwangssterilisiert. Dies war von von Bodelschwingh begrüßt worden. Als 1939 die systematischen Krankenmorde mit der Aktion T4 begannen, versuchte Bodelschwingh nach Ernst Klee durch „hinhaltende Kooperation mit den NS-Stellen“ den Fortbestand der Bodelschwinghschen Anstalten zu sichern. Eine Tötung von kranken und behinderten Menschen lehnte er aus christlicher Überzeugung rundweg ab. Seit Mai 1940 gelangen ihm zusammen mit Pastor Paul Braune einige Erfolge gegen die Aktion T4, die sogenannte „Euthanasie“-Aktion der Nationalsozialisten. Damit rettete er sicherlich Menschen mit Behinderung das Leben. Aus seiner eigenen Anstalt wurden am 21. September 1940 sieben jüdische Patienten und Patientinnen auf Anordnung des Reichsinnenministeriums zunächst in die Landesheil- und Pflegeanstalt Wunstorf verlegt. Von dort wurden sie in die Tötungsanstalt Brandenburg/Havel gebracht und mit Gas umgebracht. Noch im August 1940 hatte Friedrich v. Bodelschwingh d.J. einen weiteren Vorstoß gemacht, indem er an Ministerialrat Fritz Ruppert vom Reichsinnenministerium schrieb: „Sicher wäre es das beste, wenn die ganze Maßnahme sofort und endgültig eingestellt würde. Kann man sich dazu nicht entschließen, so muß ein geordnetes Verfahren festgelegt werden“. Am 6. Januar 1941 versuchte er erneut, in einem Brief an Hermann Göring gegen die „Ausmerzung lebensunwerten Lebens“ zu protestieren, erhielt aber eine abschlägige Antwort. Die Meldebögen vom Berliner Reichsministerium des Innern, die im Juni 1940 in Bethel eintrafen, wurden nie ausgefüllt. Dazu hatte Bodelschwingh auch anderen Anstalten der Diakonie geraten. In der Hoffnung, die „Euthanasie“ zu stoppen, setzte Bodelschwingh auf das, was seinem Charakter und seiner politischen Auffassung am nächsten lag: Unermüdlich nahm er Kontakt zu Behörden, Parteifunktionären und führenden Medizinern auf und führte mit ihnen Gespräche. Aus Bethel wurden keine weiteren Patienten abtransportiert.„
- Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm Bodelschwingh in einer Predigt am 27. Mai 1945 erstmals Stellung zur Schuldfrage:
- „Darum können und wollen wir uns der Verantwortung für Schuld und Schicksal unseres Volkes nicht entziehen. Wir wollen uns auch nicht mit dem Hinweis darauf decken, dass wir vieles nicht gewusst haben, was hinter den Stacheldrähten der Lager und in Polen und Russland geschehen ist. Diese Verbrechen sind Taten deutscher Männer und wir haben ihre Folgen mitzutragen.“
- Er ist der Dichter des Kirchenliedes Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha (1938). Er gehört zu den wenigen Personen, die gleich dreimal auf einer deutschen Briefmarke erschienen sind: Die Deutsche (Bundes-)Post gab 1967 zum 100-jährigen Bestehen der Krankenanstalten Bethel, 1977 zu seinem 100. Geburtstag und 1996 zu seinem 50. Todestag jeweils eine Briefmarke mit seinem Konterfei heraus.
- Bzgl. der erwähnten Stiftung Bethel hier nur ein kurzer Auszug aus dem entsprechenden (umfangreichen) Wikipedia-Artikel:
„Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (bis 2009: v. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel) sind mit 18.000 Mitarbeitern das größte Sozialunternehmen in Europa und der größte Arbeitgeber in der Stadt Bielefeld. Der Hauptsitz befindet sich im gleichnamigen Ortsteil des Bielefelder Stadtbezirks Gadderbaum. Bethel ist eine diakonische Einrichtung, in der Menschen mit Behinderung, psychischen Beeinträchtigungen, Epilepsie, alte und pflegebedürftige Menschen, kranke Menschen, Jugendliche mit sozialen Problemen und wohnungslose Menschen betreut werden.“ - Zum Abschluß noch ein Lesetipp: Einen Einblick in den Zeitgeist und die Gedankenwelt, besonders der Jahre 1933-45, gibt dieses interessante Buch: * „Friedrich von Bodelschwingh und Paul Gerhard Braune: Briefwechsel 1933-1945“